Luppenau

         Ostern 2015 in Luppenau

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Juni 2015

Schon mit dem Erwerb der deutschen Muttersprache beginnen wir an jahreszeitlich-kulturelle Symbole zu glauben. In den meisten Fällen geht dieser Glaube sogar dem Erreichen einer angemessenen Sprachkompetenz voraus. Nikolaus, Weihnachtsmann, Schneemann, Osterhase – mit ihnen verknüpfen sich Erwartungen, die durch reale Erfahrungen im Kindesalter immer wieder bestätigt werden. Selbst wenn dieser Glaube zwischen  Grundschule und Abitur ernsten Zweifeln ausgesetzt wird, geht er niemals verloren. Wir werden zu schmunzelnden Geheimnisträgern, die ihn unverändert an die folgenden Generationen weitergeben. Während Nikolaus, Weihnachtsmann und Osterhase  die Funktion des Geschenketransfers erfüllen, scheint der Schneemann nicht in diese Kategorie zu passen. Aber wie das Erscheinen des Nikolauses Weihnachten ankündigt, kommt dem Schneemann eine vergleichbare Aufgabe zu – mit einem wesentlichen Unterschied: Erst sein Verschwinden durch die Schneeschmelze weist uns auf das bevorstehende Osterfest hin. Auch wirkt die dabei herunterfallende Möhre motivierend auf die Hasen.


Schon die Erwartung eines Feuers kann außerordentliche
Freude hervorrufen.

Haben Sie in diesem Winter einen ernstzunehmenden Schneemann in Luppenau gesehen? Keine Schneemannschmelze, kein Osterhase, darf man das zulassen? Jahrzehntealte Dorfrituale kämen in Gefahr. Kompensatorisch wurden mehrere kleine Schneemänner mit roten Nasen und schwarzen Zylindern aus dem Holz eines abgesägten Apfelbaumes gebastelt und aufgestellt.  Die Leute gingen vorbei und orakelten wann denn richtiger Schnee käme. Nächste Woche – bestimmt. Er kam nicht, dafür der kalendarische Frühling. Diese Schneemänner konnten nicht schmelzen. Der Osterhase erkannte die Gefahr rechtzeitig und gesellte sich zu den weißen Herren. Damit er nicht so sehr am Kopf frieren sollte, häkelte eine gütige Frau aus Merseburg eine grüne Mütze zum Zubinden. Die hat er auch gerne getragen. Vielen Dank. Kurz vor Ostern war alles noch unverändert. Die Schneemänner blieben standhaft, fühlten sich aber nicht mehr wohl in ihrer Haut. Sie beschlossen sich mit dem Hasen zu verbrüdern, schmückten sich erst mit bunten Eiern aus Plastik und etwas später mit Frühlingsblumen, die sie dem blauen Himmel entgegenhielten. Mehr war in dieser Situation nicht möglich. Aber war es ausreichend?


Als ich am Montagmorgen auf der Osterwiese erschien, entdeckte ich lauter bunte Punkte. Gerettet. Auf den zweiten Blick erkannte ich, dass viele besonders leicht zu sehen waren, weil sie frischen Maulwurfshügeln auflagen. Das gab es noch nie. Die Helfer des Osterhasen standen verunsichert hinter der Absperrung auf der Brücke und hielten noch volle Eierstiegen in der Hand. Der Osterhase wäre nicht gekommen, berichteten sie, aber plötzlich hätten sich die bunten Eier aus den Maulwurfshügeln geschoben. Dafür waren die höhergelegenen traditionellen Verstecke im hohlen Baum nicht belegt. Einsetzender Regen verwischte alle Spuren. Luppenau ist zweifellos (Beweisfotos: www.luppenau.de) Zeuge einer evolutionären Sensation geworden! Den Kindern war es egal und wir wollen es nicht verraten.

Bereits am Donnerstag hatte fürchterliches Matschepampenwetter seit dem Morgen für ungünstige Voraussetzungen gesorgt. Vielleicht ist mancher deshalb zu Hause geblieben. Aber ein Osterfeuer ist nicht nur für den schönen Schein. Es wärmt auch, von vorn oder hinten. Das ist besonders angenehm, wenn das Wetter ein bisschen rau ist.  Die Feuerwehr hatte dem von Stahlberg und Co. aufgeschichteten Haufen einige bescheidene Zweige hinzugefügt und alles fachgerecht entzündet. Der Qualm war auf die Nässe zurückzuführen. Die Kinder hatten wieder Satellitenfeuerchen zum
Knüppelkuchenbacken, es gab Gegrilltes und Glühwein. Solange noch zusätzlich Bier getrunken wird, ist es nicht wirklich kalt. Mit dem Feuerwerk fand die Nacht ihren Höhepunkt. Die Luppenauer und ihre Gäste, darunter auch Kameraden der Feuerwehren Wallendorf, Friedensdorf und Burgliebenau genossen die Geselligkeit. Die gemeinsame Organisation und Zusammenarbeit von Feuerwehr (Wärme von außen), Fa. Goldberg (Wärme und Kalorien von innen),  Richter Pyrotechnik (Erbauung von oben) hat so gut funktioniert, dass wir uns auf das Nächste Jahr freuen könnten, wollten wir die Zeit nicht unnötig beschleunigen!
I.Bakkal
Bildunterschrift:  Schon die Erwartung eines Feuers kann außerordentliche Freude hervorrufen.